27. EPIG Treffen in Hannover vom 28. – 30. April 2017
27th Annual EPIG Convention in Hannover, 28 – 30 April 2017. This year’s Annual Convention began with a get-together dinner on the evening of Friday, 28th of April. – On Saturday morning, 29th of April, we met at the Berggarten where gardener Stefan Härke welcomed us for a behind the scenes guided tour. The starting point of today’s visit was a mulberry plantation planted in 1704 to raise silkworms. Shortly thereafter this was complemented by flower and vegetable beds and an orangery to supply the kitchen of the Hannover castle. At the end of the 18th century this was abandoned in favour of botanical collections. For more than 100 years the gardener family Wendland was in charge of the Berggarten whose international reputation as a botanical repository of exotic plants increased and the number of greenhouses rose accordingly. All of them were destroyed in World War II together with the delicate plants therein. Today the rebuilt greenhouses dating back to the fifties are being restored and enlarged. As a municipal institution the Berggarten nowadays serves as a flagship and tourist magnet in the touristic competition between cities.
The Berggarten houses a big and well attended collection of Knebel-, Paetzold- and Petersen hybrids among others. This was of course a main attraction for our group which was allowed to freely browse through the non-public warmhouses. In the afternoon the Convention continued with the general meeting at the hotel where Kirsten Pfeiffer gave a brief account of our finances and the (slightly rising) membership numbers. Prof. Dr. Jochen Bockemühl reported on editorial matters of our magazine such as planned layout changes and an unpleasant plagiarism incident which led to the correction in EPIG no. 78, p. 40. He also encouraged readers to contribute to it with their own article – the editor(s) will gladly give you any help needed. The DVD edition of the EPIG journal volumes 1989 – 2005 (ISSN 2364-4486) is still for sale at 25 € only by money transfer to the EPIG account (see imprint or EPIG no. 75 for details). Horst Kündiger, who looks after our splendid new website (www.epig.org) would like to build up a new picture gallery and is looking for suitable photographs for this purpose. These should be sent directly to him (horst@kuendiger.com), legal rights remain with the photographer. After that Christiane Czypionka took over for her digital slide show dealing with the entire registered hybridization results of our late member Helmut Paetzold (274 hybrids). To round off this lecture, Rudolf Heßing-Herick showed two private short films he made when visiting Helmut’s greenhouses. Our famous EPIG party followed and a great deal of generously donated plants and cuttings changed their owners. – Sunday, 30th of April, was designated for individual touristic plans complementing another successful EPIG Convention. (Abstract by the author)
Unser diesjähriges Treffen begann am Freitag, 28. April mit einem gemeinsamen Abendessen im „Spätzlehaus“ Herrenhausen, zu dem wir von unserem Tagungshotel Kaiserhof am Hauptbahnhof mit der U-Bahn gelangten. Alle weiteren offiziellen Programmpunkte fanden kompakt am folgenden Samstag, 29. April statt. Wie bereits am Vorabend geprobt, fuhren wir nach Herrenhausen, wo wir von Gartenmeister Stefan Härke am Wirtschaftseingang des Berggartens für eine Führung erwartet wurden, die in zwei Gruppen stattfand. Herr Härke, seit 25 Jahren am Berggarten beschäftigt und von Haus aus Orchideengärtner, hat sich vor etwa sieben Jahren der damals vernachlässigten Epikaktus-Sammlung angenommen und referierte zunächst die Geschichte der heute städtischen Einrichtung. Ausgangspunkt für die Anlage bildete eine 1704 nördlich des Welfen-Schlosses angelegte Maulbeerplantage (Morus alba) für die Seidenraupenzucht nach italienischem und französischem Vorbild. Etwa 20 Jahre später wurden ein Treibhaus für die Anzucht von Orangeriegewächsen errichtet und Blumen- und Gemüsebeete angelegt. Die Funktion eines Küchengartens zur Versorgung des Hofes behielt der Berggarten bis Ende des 18. Jahrhunderts, als diese Anbauflächen zugunsten der wachsenden botanischen Sammlungen aufgegeben wurden. Die Sammelleidenschaft der Gärtnerfamilie Wendland und deren Nachfolger prägte über 100 Jahre die Entwicklung und das internationale Ansehen des Berggartens als botanischer Hort exotischer Gewächse und entsprechend wuchs die Zahl der Schauhäuser. Im zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Gewächshäuser zerstört und alle exotische Pflanzen erfroren. Die aus dem Wiederaufbau in den 50er Jahren datierenden, heute denkmalgeschützten Glashäuser werden derzeit nach und nach saniert, momentan etwa das (leer stehende) Orchideenhaus. Das Kakteenschauhaus hat seine Ertüchtigung bereits vor zwei Jahren erfahren. Künftige Vorhaben betreffen beispielsweise das aus den 80er Jahren stammende Kanarenhaus, das abgerissen und durch ein größeres ersetzt werden soll sowie den Anbau eines Victoriahauses. Das am Standort des alten Palmenhauses errichtete Regenwaldhaus beherbergt heute das separate Sea Life-Center Hannover. Heute ist der seit 1936 in städtischem Besitz befindliche Berggarten ein Aushängeschild und Besuchermagnet im touristischen Wettbewerb der Städte und daher in einer recht guten finanziellen Situation.
Unsere beiden Gruppen konnten danach den nichtöffentlichen Warmhausbereich für jeweils eine Stunde durchstreifen und jeder dabei individuell Schwerpunkte setzen. Besonders interessierte natürlich die Epikakteen-Sammlung, die viele alte, in den 1940er/50er Jahren über die grüne Grenze gekommene Knebel-Sorten sowie Paetzold-, Petersen- u. a. Züchtungen umfasst. Im Winter wird sie bei 8 – 12 °C sehr hell und teilweise unter Kunstlicht gehalten. Im Sommer wird alle zwei bis drei Wochen mit Wuxal super (N-P-K 8-8-6) gedüngt, zusätzlich erfolgt eine Blattdüngung als Aerosol mit einem organischen Dünger. Die Epikakteen bleiben auch sommers zusammen mit den Orchideen im Gewächshaus. Als Substrat dient ein Gemisch aus TKS (Torfkultursubstrat) mit Rinden- und mineralischem Zusatz (VulkaTec). Zum Abschluss der Führung öffnete die Reviergärtnerin für uns auch noch die nichtöffentlichen Kakteen- und Sukkulentenhäuser.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Lokal der benachbarten Kleingartenkolonie ging es um 16 Uhr im Tagungsraum unseres Hotels mit der Mitgliederversammlung weiter. EPIG-Leiter Tobias Pfeil, der das gesamte Treffen zusammen mit Kirsten Pfeiffer wieder wohl organisiert hat, begrüßte dazu über 50 anwesende Teilnehmer. Der virtuelle Interessentenkreis der facebook-Gruppe betrage inzwischen 377 Mitglieder (Stand April 2017). Kirsten Pfeiffer konnte über eine leicht gestiegene ordentliche Mitgliederzahl und eine solide Finanzlage berichten, der Kassenstand sei recht erfreulich und der Mitgliedsbeitrag daher ausreichend. Sie machte auch auf das paypal-Konto der EPIG aufmerksam und bat dringend darum, dass Überweisungen auf diesem Wege unbedingt in Euro erfolgen sollten, um hohe Umrechnungsgebühren zu vermeiden. Eine aktuelle Mitgliederliste ist bei ihr erhältlich (per Email oder als Kopie, Anschrift siehe Impressum). Jochen Bockemühl gab anschließend Einblick in das Redaktionsgeschehen unserer Zeitschrift und ermunterte alle Zuhörer, selbst einmal einen Beitrag zu verfassen. Das kleine Redaktionsteam unterstützt Sie dabei gerne! Er erläuterte ausführlich auch die Hintergründe des unschönen Plagiat-Vorkommnisses, das die Berichtigung in EPIG 78, S. 40 notwendig machte und in dieser knappen Form coram publico seinen eher milden schriftlichen Niederschlag fand. Im Bestreben, unsere Zeitschrift auch drucktechnisch attraktiv fortzuentwickeln, kündigte er Veränderungen im Layout an, wie einen evtl. randabfallenden Bilderdruck, den bislang nur die Titelseite aufweist. Horst Kündiger, der unsere schöne neue Webseite pflegt (www.epig.org), bittet zum Neuaufbau einer Bildergalerie auf unserer Homepage um die Zusendung Ihrer schönsten Bilder epiphytischer Kakteen (Wildformen und Sorten) mit genauer Benennung. Bitte senden Sie eigene, vorzugsweise digitale Bilder, an denen Sie die Urheberrechte besitzen, per email oder als CD (horst@kuendiger.com). Alle Rechte an den Bildern verbleiben bei Ihnen. Außerdem erhalten Sie von ihm weiterhin für nur 25 € die individualisierte DVD mit den EPIG-Jahrgängen 1989 – 2005 (siehe EPIG-Nr. 75; ISSN 2364-4486) per Überweisung auf das EPIG-Konto (s. Impressum).
Nach der Mitgliederversammlung übernahm Christiane Czypionka zu ihrem enzyklopädischen Vortrag, der unter dem Titel „Helmut Paetzold – Züchter und Freund“ sämtliche der 274 Sorten unseres im letzten Jahr verstorbenen Mitglieds vorstellte. Geordnet nach Zuchtlinien konnte sie praktisch alle auch im Bild vorstellen, von ‚Judith Paetz’, seiner ersten, 1993 bei der ESA registrierten Sorte bis hin zu ‚Ypsilon Zehn’ (Paetzolds Zuchtreihe Y, Sämling 10), die später Rudolf Heßing-Herick zur Registrierung für ihn einreichte. Und übrigens: Der nicht existierende Sortenname ‚Rolf Paetz’ muss richtig lauten: ‚Ralf Paetz’. (Die „Berliner Kakteenblätter“ 4/2004, die den Epikakteen-Züchtungen von Helmut Paetzold gewidmet sind, verzeichnen 171 Sorten, Stand 2004). In Erinnerung an Helmut Paetzold zeigte Rudolf Heßing-Herick zur Abrundung zwei kurze private Videos von Gewächshausbesuchen bei ihm, die den Züchter für Augenblicke wieder lebendig werden ließen.
Für die EPIG-Party stand danach wieder reichlich großzügig gespendetes Pflanzenmaterial zur Verfügung, das das Sammlerherz höher schlagen ließ. Kurz vor Mitternacht endete der offizielle Teil des Treffens, allen am Gelingen Beteiligten sei herzlich gedankt! Für diejenigen, die noch Kraftreserven hatten, stand der Sonntag dann zur individuellen Verfügung.
Matthias Appelt, Württembergallee 8, 14052 Berlin
Email matthias.appelt@alumni.uni-ulm.de
Abbildungen: